Prof. Dr. Nicolle Pfaff
Wer schon einmal versucht hat, sich über Skinheads, Gothic oder HipHop einen Überblick zu verschaffen, weiß, dass das schier unmöglich ist. Jugendkulturen sind zu schnell, zu vielfältig, zu bunt, um sie durch eine wissenschaftliche Recherche, einen Blick in Jugendmagazine oder gar durch einen Besuch auf einem wichtigen Szeneevent begreifen zu können.
Wem das fraglich erscheint, dem sei ein Besuch im Archiv der Jugendkulturen und ein Tag Lektüre in seiner Sammlung dringend empfohlen. Ob Jugendforschung, Schulen, Jugendhilfe oder Journalismus – alle, die mit und zu jugendlichen Lebenswelten arbeiten, müssen die hochkomplexe und einem schnellen Wandel unterworfene Welt der Jugendkulturen zum Thema machen. Dafür leistet das Archiv Herausragendes. Auf der Basis von Dokumentationen zu einzelnen Jugendszenen und zu Jugendlichen in bestimmten Regionen, Lebenslagen oder Situationen wird hier Forschungs- und Bildungsarbeit betrieben und miteinander verbunden. Anders als die Studien „alter Männer“ in verstaubten Unibibliotheken und anders als eine Jugendbildungsarbeit, die Jugendkulturen auf der Basis von medial geprägtem Halbwissen verteufelt oder tabuisiert, werden jugendliche Szenen im Archiv aus ihrer Realität heraus dokumentiert und dargestellt.
Mit seinen Bildungsprojekten, Publikationen, Ausstellungen, vor allem aber mit seiner Sammlung von Medienprodukten aus Jugendszenen bildet das Archiv der Jugendkulturen aus meiner Sicht die zentrale Anlaufstelle für Studien zu Jugendszenen wie für alle, die mehr über jugendliche Stile wissen wollen. Um die wichtige Arbeit des Archivs an der Schnittstelle von Jugendforschung und Jugendbildungsarbeit dauerhaft zu sichern, sollten alle, denen die Dokumentation von jugendlichen Stilen und Szenen und die Arbeit mit Jugendlichen am Herzen liegt, bei der Stiftungsgründung mithelfen.
Professorin am Institut für Pädagogik – Migrations- und Ungleichheitsforschung der Universität Duisburg-Essen